Wenn wir unvorstellbare Kinderarmut und Ausbeutung von minderjährigen Arbeitskräften kennen lernen wollen, brauchen wir nur nach Indien zu blicken. Lassen wir uns nicht vom Schein eines aufstrebenden, ökonomisch boomenden Landes blenden, sondern nehmen wir die Menschen in Indien wahr, die auf der Schattenseite leben, die vom Wohlstand nur träumen können. Und das sind leider viel zu viele.
Lernen wir Kinder kennen, die in bitterster Armut leben. Da sind z.B. Mandor, sieben Jahre alt und seine Schwester Asha, dreizehn Jahre alt. Ihre Eltern sind vom Land in die Achtmillionenstadt Kalkutta geflüchtet, in der Hoffnung, hier ein besseres Auskommen zu haben. Aber stattdessen fristen sie ihr Dasein in einem der vielen Slums, in einer armseligen Hütte von 30 qm, ohne Fenster, ohne Kochgelegenheit und natürlich auch ohne sanitäre Anlagen. Für diese Unterkunft müssen sie auch noch Miete zahlen. Mandor arbeitet als Schuhputzer im Zentrum der Stadt, erhält wenige Rupien für seine Arbeit. Aber er ist gezwungen, seine Eltern zu unterstützen. Auch seine Schwester trägt dazu bei, dass ihre Familie nicht verhungern muss. Sie ist als Haushaltshilfe bei einer reichen Familie in der Stadt angestellt und muss rund um die Uhr verfügbar sein, auch für den Hausherrn, der sie regelmäßig schlägt und vergewaltigt. Man hat ihr als Unterkunft die Besenkammer zugewiesen. Der gleichaltrige Sohn des Arbeitgebers besucht ein privates Elitegymnasium in Kalkutta. Er möchte später in den Technologiekonzern seines Vaters einsteigen. Er beachtet Asha überhaupt nicht. Für ihn ist sie eine Unberührbare, nichts wert. Der Besuch einer Schule ist für Mandor und Asha unvorstellbar. Obwohl die öffentlichen Schulen kein Schulgeld verlangen, müssen dennoch alle zusätzlichen Kosten wie z.B. für Schulmaterialien, das Mittagessen, die obligatorische Schuluniform von den Erziehungsberechtigten übernommen werden. Für die Eltern von Mandor und Asha undenkbar.
Wenden wir uns nun dem Schicksal von Jaya zu. Jaya wurde von ihren eigenen Eltern an einen Teppichproduzenten verliehen, weil sie hoch verschuldet sind. Sie sind nicht in der Lage, den Kredit, den sie aus ihrer Not heraus aufnehmen mussten, zurückzuzahlen. Daher sahen sie keinen anderen Ausweg, als ihr Kind an einen skrupellosen Unternehmer zu verleihen . Jaya lebt in Schuldknechtschaft unter unwürdigsten Bedingungen. Sie schuftet in der Teppichfabrik als billige Arbeitskraft bis zu zwölf Stunden am Tag, oftmals ohne Pausen. Jaya leidet schon jetzt unter Rückenproblemen. Durch das Einatmen von kleinsten Wollpartikeln ist sie inzwischen an Asthma erkrankt. Die Kinderarbeiter werden schikaniert, häufig gefoltert, wenn sie nicht sorgfältig genug arbeiten. Auch werden sie oft nur unzureichend ernährt. Aber das Schlimmste ist, dass sie von ihren Eltern getrennnt leben müssen. Sie dürfen sie meist nur sehr selten besuchen. Kinderarbeit und die Praxis der Schuldknechtschaft ist in Indien zwar gesetzlich verboten, aber wer hält sich schon daran. Die Armut ist bei einem Großteil der Bevölkerung so gravierend, dass Kinder, sogar im Alter von unter zehn Jahren, gezwungen sind, das Familieneinkommen aufzubessern. Die Eltern, die ihre Kinder arbeiten lassen, sind durchaus keine Rabeneltern. Sie lieben ihre Kinder, wollen nur das Beste für sie, würden sie lieber in der Schule sehen, wünschen ihnen eine gute Ausbildung. Aber sie haben keine andere Möglichkeit. Die Familie würde ohne die Rupien, die die Kinder verdienen, oft nicht überleben können. Ausbeutung von Kindern ist in Indien an der Tagesordnung. Kinder arbeiten unter schlechtesten, teilweise katastrophalen gesundheitlichen Bedingungen auch in der Streichholz- oder der Feuerwerksindustrie, in Steinbrüchen, auf Müllhalden oder in der Landwirtschaft. Sogar Kinderprostitution gehört zum Alltagsgeschäft in Indien.
Wer vermag das Leid dieser geschundenen Kinderseelen zu ermessen? Wenn wir, die wir das Glück haben, in einem reichen Staat zu leben, sozial abgesichert, diese erschreckenden Berichte lesen, möchten wir natürlich helfen. Aber was können wir tun? Es gibt einige Möglichkeiten, die unsägliche Not in Indien, besonders die der Kinder, zumindest zu lindern. Achten wir bei unserem Einkauf, z.B. von Teppichen, darauf, dass die Ware nicht von Kinderhand gefertigt wurde. Achten wir auf das Siegel „Rugmark“. Hier haben wir die Gewähr, dass die Teppiche ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. Aber wir können noch mehr tun. Setzen wir uns z. B. für ein bestimmtes Kind ein, übernehmen wir eine Patenschaft. Tragen wir, zusammen mit vielen Hilfsorganisationen dazu bei, die Not indischer Kinder zu minimieren. Helfen wir, einen Minderjährigen aus der Schuldknechtschaft zu erlösen. Ermöglichen wir ihm einen Schulbesuch. Sorgen wir dafür, dass diese Kinder wieder lachen können. Aber oft reicht es sogar nur darüber zu Reden, schreiben Sie Ihre Erfahrungen mit Menschen hier über ChildX oder in Foren darüber und tragen Sie dazu bei das öffentlich darüber gesprochen wird was auf dieser Welt passiert und unter welchen Umständen Unsere Kinder darunter leiden müssen! Wenn wir Menschen die klar denken nichts unternehmen wer dann?
ChildX – Für die Kinder dieser Welt!